Pressestelle Lmu Klinikum |  Wed, 18 Okt 2023 00:00 | Ehrungen und Preise

Thomas G. Schulze wird Präsident der World Psychiatric Association

Der Psychiater und Direktor des Instituts für Psychiatrische Phänomik und Genomik der Ludwig-Maximilians-Universität München, Thomas G. Schulze, wurde in Wien von der World Psychiatric Association (WPA) zu deren künftigem Präsidenten gewählt. Als erster Deutscher überhaupt tritt er das Amt Ende 2026 an und fungiert bis dahin als „President Elect“.

Schulze forscht zu den genetischen Grundlagen psychischer Erkrankungen. Er gilt als Initiator internationaler Kooperationen von Klinikerinnen und Klinikern mit Personen aus den Grundlagenwissenschaften, u. a. um die Erforschung des phänotypischen Spektrums jenseits der traditionellen diagnostischen Grenzen zu fördern. Schulze ist seit 2021 Mitglied der Leopoldina.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat Thomas G. Schulze zahlreiche Studien über die biologischen Grundlagen psychiatrischer Erkrankungen vorgelegt und damit wesentliche Beiträge zur psychiatrisch-genetischen Forschung geleistet. Aus der Zusammenarbeit der Fachgebiete genetischer Epidemiologie und Statistik heraus wurden neuartige mathematische Algorithmen untersucht, um die gemeinsamen Informationen mehrerer genetischer Marker und Phänotypen zu erfassen. Um die Auswirkungen von Vulnerabilitätsgenen – dies sind Gene, die das Risiko für psychische Erkrankungen vermitteln –auf Merkmale in der Allgemeinbevölkerung zu untersuchen, hat Thomas G. Schulze diese Ansätze auf bevölkerungsbasierte Kohorten ausgeweitet. Auch hier setzt er sich für die Einbeziehung von Forscherinnen und Forschern aus Regionen der Welt mit einem begrenzten Zugang zu den erforderlichen Ressourcen ein. Die jüngsten kooperativen Ansätze in der psychiatrischen Genetik haben zu neuen Erkenntnissen geführt, die künftig mit Hilfe translationaler und systembiologischer Ansätze weiterverfolgt werden müssen. Diese Ansätze wendet Schulze v. a. bei der Erforschung der biologischen Grundlagen von Krankheitsverlauf und Therapieansprechen an.

Schulze studierte Humanmedizin in Erlangen, Barcelona/Spanien (Katalonien), Chapel Hill/USA (North Carolina) und Winston-Salem/USA (North Carolina). 1997 wurde er an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg promoviert. Nach Stationen als Assistenzarzt, Research Associate und Visiting Fellow in Chicago/USA (Illinois) und Bonn ging er 2007 in die USA und war bis 2010 Assistant Director of Clinical Research der Unit on the Genetic Basis of Mood and Anxiety Disorders am National Institute of Mental Health (NIMH) des National Institutes of Health (NIH) in Bethesda/USA (Maryland). Seit 2009 ist er zudem Adjunct Assistant Professor am Department of Psychiatry and Behavioral Sciences der Johns Hopkins University in Baltimore/USA (Maryland). In Deutschland wurde Schulze 2010 Leiter der Sektion für Psychiatrische Genetik an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen, bevor er 2014 ans Institut für Psychiatrische Phänomik und Genomik der Ludwig-Maximilians-Universität München wechselte, dessen Direktor er bis heute ist. Seit 2019 ist er außerdem Clinical Professor am Department of Psychiatry and Behavioral Sciences, SUNY Upstate Medical University, Syracuse/USA. Von 2015 bis 2016 bzw. von 2016 bis 2020 war er zudem Präsident der American Psychopathological Association (APPA) und der International Society of Psychiatric Genetics (ISPG). In der World Psychiatric Association (WPA) ist er bereits seit 2011 aktiv; von 2017 bis 2023 fungierte er als Mitglied des Executive Committee dieser Organisation als Secretary for Scientific Sections.

Die World Psychiatric Association ist eine internationale Dachorganisation von 145 Verbänden aus Psychiatrie und Gesundheitswesen, die aus 121 Ländern kommen und mehr als 250.000 Psychiaterinnen und Psychiater zusammenbringen. Mit der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ÖGPP) und der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP) gehören auch deutschsprachige Organisationen zu den Mitgliedern der WPA. Ihr Ziel ist die Förderung der fachübergreifenden Zusammenarbeit aller Bereiche der Psychiatrie. Thomas G. Schulze folgt im Jahr 2026 auf die aktuell amtierende Präsidentin Danuta Wasserman Javed und wird damit der erste Präsident aus Deutschland seit Gründung der WPA im Jahre 1950 sein.

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